Der große Zitator

Eine Hörerzählung von Günter Bachmann==

FRIEDRICH VON GIEBELHORST: 40 Jahre alt, müßiggängerischer Dichter und Zitatfälscher
ADALBERT BÖHME: 38 Jahre alt, brachialschwäbischer Maler mit Geschäftssinn
ERWIN BILFINGER: 55 Jahre, rechtschaffener Buchhändler und Viertelesschlotzer
VIKTOR HENNINGER: 52, Stadtrat und leider auch Fischkopf
GERHARD BAUMANN: 39, Ich-Erzähler und stets verkaterter Deutschlehrer
HERTHA, 27, gut informierte Kellnerin

Schauplatz: Ein nicht näher benannter Vorort von Stuttgart mit dörflichem Charakter.

Der große Zitator

(Atmo: Kneipe, Nebenzimmer, Stimmengewirr, Gelächter)

BÖHME:
Henna scho ghörd, der Meier isch bangrodd.

BILFINGER:
Wer? Sag bloß Meier-Inveschdmend?

HENNINGER:
Genau der. Sein ganzes Geschäft war eine einzige Spekulationsblase. Und jetzt ist sie mit lautem Knall geplatzt. Erwin- hast du etwa Geld bei dem angelegt?

BILFINGER:
I? Im Läben nicht. Ein windiger Zeitgenosse. Immer an Boss-Anzug am Leib, immer em Porsche unterwegs, immer an Anglizismus im Maul: Glohbahl Inveschdmend, Lean Sinking und Market-Schähr. Ned mit mir! Die Buchhandlung Bilfinger bleibt im Land und nährt sich redlich.

BÖHME:
Der hadd doch scho a reiche Frau gheiraded, der Meier. Had doch scho älles ghedd, was ma braucht. Nedd a Schpur von Kuldur. Dem hennse uffs Rüggamark a bissle BWL-Software druffprogrammierd, aber ans undere Ende. - Ond na wars Arschloch hald fertig.

BILFINGER:
Komm, komm. Deine Bilder sind au nedd grad unwirtschaftlich. Dei Madonna neilich für de Katholika had reichlich Holz vor der Hüdde.

BÖHME:
I muss au läba. Außerdem was woisch du von Kunscht, ha? Die Heilige und die Sünde ghöred zamma. Verkauf du dein Schilla an d'Grundschul, schlods dei Virdele ond zahl dei zwoids Heisle ab.

HENNINGER:
Trotzdem, das mit dem Meier ist eine schlechte Nachricht. Nicht wenige sind ihm auf den Leim gegangen. Die Verluste sind groß. Jetzt klemmen die Leute den Geldbeutel zu. Und die Gemeinde muss sehen, wo sie ihre Spenden herbekommt.

BILFINGER:
Herr Schdadtrat, warom guggsch du mich so an? I muss meine Angschdelde über Wasser halda. Des isch Engaschma gnug. Ihr hädded dem Meier scho früher uff de Finger klopfa solla.

(Atmo: Bedienung bringt Getränke, Gläserabstellen, Bemerkungen...)

ERZÄHLER ( BAUMANN ):
Meine Freunde. Sie fanden immer ein Thema. Und ich fühlte mich in meiner neuen Umgebung pudelwohl. Ich war in einen kleinen Vorort unweit Stuttgart gezogen. Ein regelrechter Kulturstammtisch hatte sich gebildet. Ich genoss das Honoratiorenschwäbisch des Buchhändlers Erwin Bilfinger, das Vulgärschwäbisch des Malers Adalbert Böhme, die politische Betroffenheit des Stadtrats Viktor Henninger, übrigens ein Hereingeschmeckter wie ich selber - aber unentbehrlich durch Initiative und Tatkraft.

HENNINGER:
Jetzt fehlt uns jedenfalls das Geld für die Schlossrenovierung.

BÖHME:
Dasch du mir ja ned des Schloss renoviersch! Die Japoner kommet oinewäg und glotzad. Des isch romandisch. D'Bewirdschafdung kannsch de Haasa gäba. Des wirfd nix ab.

BILFINGER:
Hano - für dich. Deine Poäsie-Bildla gangat weg wie d'warme Brödla.

HENNINGER:
Sind eigentlich alle Japaner so kulturbeflissen? Gerhard, du unterrichtest doch Wirtschaftsdeutsch. Du kennst die doch.

BAUMANN:
Die lieben unsere Tradition viel mehr als wir selber.

BILFINGER:
Jetzt komm! Dees isch nedd dei Ernschd. I glaub die henn da, wo der gemeine Homo Sapiens an Sehnerv hadd, a Agfafilmle laufa.

BAUMANN:
Die fotografieren deshalb so viel, weil sie nur 12 Tage Jahresurlaub haben. Da versuchen sie eben, so viel Eindrücke wie möglich einzufangen.

HENNINGER:
Ja Erwin, da kannst du mal sehen. Von denen kann selbst noch der Schwabe arbeiten lernen. Da gibt's noch kein Faulenzerkartell wie bei uns.

BILFINGER:
Wie meinsch du das?

HENNINGER:
Das Ladenschlussgesetz natürlich. Das ist ein Faulenzerkartell gegen den Kunden.

BILFINGER:
Politisier du net so viel, dann hasch au Zeit zum Einkaufen. Oder heirat endlich, Viktor, dann hasch a Dulzinea, die da ganz Daag auf deine Koschda Geld ausgebba kann.

(Gelächter, Anstoßen)

HENNINGER:
Du hast Recht. Das fünfziger Jahre-Modell, das passt. Ist genauso modern wie unsere Gesetze. Hertha! Vier Bier - und ein Viertele für den Erwin! Geht auf mich.

HERTHA:
Henna scho gwusst? Da Meier hat sich uffghenggt.

BÖHME:
Um Goddes willa. Wann denn?

HERTHA:
Heid nachmiddag. Isch no koine drei Stund her.

BÖHME:
Des hedd i dem gar ned zudraud. Jedsd wird a ma fast symbaadisch.

ERZÄHLER:
Alle schwiegen betroffen. Unbewusst starrten wir auf Friedrich von Giebelhorst, als müsse er jetzt was sagen. Er war der rhetorische Star in unserer kleinen Runde, die letzte Instanz. Von Beruf Sohn, d.h. Erbe eines stattlichen Vermögens, ging er keiner bestimmten Tätigkeit nach. Er galt als eine Art poetischer Sonderling, den auch der Schwabe gern akzeptiert, wenn er wohl situiert ist und einen adligen Namen trägt.

(Atmo: Musik wird geändert, Hertha bringt Getränke, Nuscheln...)

Allerdings war er ein leidenschaftlicher Leser. Niemand las mehr als Friedrich von Giebelhorst. Und niemand hatte mehr Zeit dazu. Seine literarisch austrainierte Sprache stand ihm sehr gut zu Gesicht.
Ich gebe zu - ich wollte ihn reizen und wagte eine allgemeine Reflexion, das bewährteste Mittel, um Friedrichs goldene Zunge zu lösen:

BAUMANN:
Alle Achtung vor diesem Meier. Selbstmord! Wie ein Unternehmer von altem Schrot und Korn. Er fühlt noch persönliche Verantwortung. Was immer er verbrochen hat - das verdient Respekt.

VON GIEBELHORST:
Was willst du damit sagen, Gerhard? Dass er ein Musterbild protestantischer Arbeitsmoral, dass er voll emsiger, solider, strenger und frommer Tüchtigkeit war?

BAUMANN:
Das eben nicht, Friedrich. Um so erstaunlicher ist die Konsequenz des Selbstmords, findest du nicht?

ERZÄHLER:
Ich hatte ihn zum Reden gebracht. Wenn Friedrich von Giebelhorst redete, dann redete er.

VON GIEBELHORST:
Er hätte gesellschaftlich keinen Fuß mehr auf den Boden gebracht. So ein Bankrott ist grässlicher als der Tod. Auch heute noch. - Dieser Zusammenbruch auf allen Seiten, dieses totale Zurückziehen alles Vertrauens wie auf Verabredung, dieses einmütige Herfallen über "Investment Meier"! Wisst ihr, welchen Spruch er zurückgelassen hat?

ERZÄHLER:
Natürlich wussten wir es nicht.

VON GIEBELHORST:
Der Greiner von der Polizei hat mir den Wisch gezeigt. Eingeschweißt in Plastik steht da handschriftlich zu lesen: "Wenn man seine Sache verloren hat, muss man abtreten."

BILFINGER:
Des hätt i nicht hinter dem vermutet. Ein Gedanke! Noi so was!

VON GIEBELHORST:
Er hatte reichlich Zeit, darüber nachzudenken. Er musste schon lange mit der Pleite rechnen.

HENNINGER:
Sag mal Friedrich: Weißt du schon wieder alles?

VON GIEBELHORST:
Sicher. Dir vertraut eben keiner was an, Viktor. Du bist Politiker. Erst neulich hat Frau Hesselmann zu mir gesagt: Ich erzähl Ihnen gern was. Sie geben das immer viel schöner weiter, als man's selber hätte sagen können.

HENNINGER:
Die Hesselmann? Die Frau vom Bankier? Der Hesselmann hat doch zu tun gehabt mit Meier-Investment?

VON GIEBELHORST:
Ja wollt ihr die Geschichte vom Meier denn hören?

BÖHME:
Jetzt schwätz hald!

VON GIEBELHORST:
Ihr wisst, der Meier kam vor vier Jahren hierher.

BILFINGER:
Ein Fischkopf, nix für Ungut, Henninger.

VON GIEBELHORST:
Er spielte sich als Investmentberater auf. Und er hat genügend gierige Gimpel gefunden, die seine Mähr von der wundersamen Geldvermehrung an der Börse geglaubt haben. Hat irgendjemand seine Geschäfte geprüft? Nein. Sein Leumund schien makellos, da es ihm gelang, das reichste Mädchen im Ort zu heiraten. Jeder dachte, der Schwiegervater Johann Bodenreich, der große Möbelhändler, wird schon richtig geprüft haben. Der wird seine geliebte Tochter nicht dem erstbesten Glücksritter an den Hals werfen. Im Gegenteil hat er die Elfriede sogar zur Ehe gedrängt. Erinnert ihr euch noch, wie er überall stolz verkündete: "Ich weiß, was meine Pflicht ist. Ich habe sichere Erkundigungen über meinen Schwiegersohn eingezogen. Ich habe meiner Tochter eine ihrer Herkunft angemessene Existenz verschafft."

HENNINGER:
Aber er musste doch Verdacht schöpfen!

VON GIEBELHORST:
Meiers Kredit schien unbegrenzt, er hatte von den Banken Kapital erhalten und die Unterschriften von soliden Partnern vorzuweisen.

BAUMANN:
Gut. Aber wie hat er das geschafft?

VON GIEBELHORST:
Ganz einfach. Schon vor vier Jahren, als ihm schon einmal das Messer an der Kehle stand, da hat er an der Börse durchblicken lassen, dass er mit Fräulein Elfriede Bodenreich verlobt sei - bevor er sie noch richtig kannte. Die Gläubiger machten ihrem Namen Ehre - sie glaubten ihm. Sie verlängerten bereitwillig ihre Kredite und kassierten Wucherzinsen. Dafür versorgten sie ihn dann mit Empfehlungen und Unterschriften, als der alte Bodenreich seine Erkundigungen einzog.

BILFINGER:
So ein Bubenstück! Echd durchdrieeba.

BÖHME:
Klar. Meier hadd sich vom Bodenreich degga lassa. Nur dass der nix von seiner Bürgschaft gwusst hadd. A Cleverle.

VON GIEBELHORST:
Nicht ganz. Er ließ sich von den horrenden Zinsen das letzte Hemd ausziehen, geriet immer mehr in den Zwang, neue Anleihen zu machen. Ihr kennt ja den Bankier Hesselmann. Als alles aufflog, konnte er seine Ironie nicht unterdrücken. Meier, sagte er, Sie sind zwar durchaus rege und findig. Aber immer nur zugunsten anderer Leute. Sie haben keine Skrupel, und doch haben Sie noch niemals Vorteile davon gehabt. Sie haben sich Kapital ergaunert, nur um 16% Zinsen zu bezahlen. Sie haben ein Gemüt wie ein Fleischerhund und sind trotzdem ein erbärmlicher Narr und Pechvogel. Es gibt solche Leute. Höchst spaßhaft, das Ganze, höchst spaßhaft!

BAUMANN:
Wie ist er denn aufgeflogen?

VON GIEBELHORST:
Ihr wisst, der Bodenreich hatte sich zu einer größeren Beteiligung an "Möbel Brock" hinreißen lassen. Der Möbel Brock aber ging pleite und Bodenreich musste für ihn gerade stehen. Das konnte er. Seine Firma hat gezeigt, dass sie solvent ist und größere Zahlungen wegstecken kann. Aber: Der gute Name Bodenreich litt Schaden. Jeder versuchte, seine Interessen von diesem Unternehmen abzuwickeln. Es wurde gnadenlos abgestraft. Und natürlich waren Meiers geheime Geldgeber nicht länger willens, die Wechsel zu verlängern, geschweige denn, neue zu gewähren. Infolgedessen konnte Meier auch die hiesige Bank nicht länger täuschen und hinhalten. Hesselmann drehte den Kredithahn zu, stellte Nachforschungen an und kam ihm auf die Schliche.

HENNINGER:
Glaubst du im Ernst, Friedrich, dass der Hesselmann nicht längst schon Bescheid wusste?

VON GIEBELHORST:
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Unser Bankier erzählt jedem, der es hören will: "Man behält eine Sache nur so lange, als sie steigt oder wenigstens solide feststeht. Wenn sie anfängt zu fallen, so verkauft man. Die Bank ist schon durch die Zinsen leidlich auf ihre Kosten gekommen. Und beim Konkurs haben wir den Vortritt."

BILFINGER:
Der isch ja noch schlimmer als der Meier! I such mir eine andere Bank.

BÖHME:
Dia machads gleiche. Nur sagedse's nedd offa.

BAUMANN:
Der Meier hat aber auch einen exorbitanten Luxus getrieben!

VON GIEBELHORST:
Stimmt. Er hat oft die Rechnung ohne seine Frau gemacht. Als ich sie einmal auf ihren aufwendigen Lebensstil ansprach, erwiderte sie: "So bin ich nun mal. Ich habe es von Mama. Alle Bodenreichs haben immer Hang zum Luxus gehabt." Als Meier schließlich nicht mehr weiter wusste, schrieb er seinem Schwiegervater einen langen, verwirrten, unsäglich kläglichen Brief. Er erbat ein Darlehen von Rund einer Million Euro. Der alte Bodenreich antwortete unterkühlt, dass er Einsicht in seine Geschäfte wünsche und zu diesem Zweck ihn und den Bankier Hesselmann zu einer Unterredung besuchen wolle.

HENNINGER:
Das muss vorgestern gewesen sein. Vorgestern war Bodenreich hier. Und dann kam alles ans Licht, oder?

VON GIEBELHORST:
Es war ein schwerer Gang für Bodenreich. Schließlich hatte er ja selbst seiner Tochter den Meier schmackhaft gemacht. Und er wollte es nun ihrer Entscheidung überlassen, ob er Meier wieder aus dem Abgrund hervorziehen oder ihn endgültig fallen lassen sollte. Die entscheidende Frage war die, ob sie ihren Mann lieben gelernt hat. In vier Jahren kann viel passieren. Außerdem ist noch ein Kind da. Bodenreich ist zwar ein knallharter Geschäftsmann, jedoch nicht ohne Gefühl.

BAUMANN:
Und so hat er also seine Tochter gefragt, ob sie ihren Mann liebt?

VON GIEBELHORST:
Nicht sofort. Ihm war ungefähr klar, was vorgefallen war. Meier hatte wortwörtlich von seinem, von Bodenreichs Namen gelebt. Er witterte untrüglich einen gigantischen Schwindel. Er schilderte nüchtern die Sachlage. Seine Tochter wurde bleich wie die Wand und rief: "Nun macht er auch noch Bankrott!" Dann fragte Bodenreich sie schlanker Hand, ob sie bereit wäre, ihrem Mann auch in die Armut zu folgen. Die Tochter aber weinte nur. Er selbst, fügte er hinzu, sei nicht ganz unschuldig an dieser Verbindung. Aber wenn sie es wünsche, wenn sie ihren Mann wirklich liebe, werde er das nötige Kapital mobilisieren, um Meier wieder auf die Füße zu stellen. Seine Tochter solle auch weiterhin die Annehmlichkeiten des Lebens genießen. Die Firma habe allerdings erst bedeutende Summen in der Sache Brock verauslagen müssen. Und sie würde sich von diesem weiteren Schlag nur sehr schwer wieder erholen. Darauf sagte Elfriede Bodenreich standhaft: "Gut! Genug! Nie!". Das Wort "Firma" hatte mächtig eingeschlagen. Der alte Bodenreich beschloss sofort, Tochter nebst Enkelkind bei sich aufzunehmen: "Geh hinauf zu deinem Kind, Elfriede", sagte er trocken. Dann betrat er das Arbeitszimmer Meiers, um sich genauen Einblick in die Verhältnisse des Schwiegersohns zu schaffen.

BÖHME:
Da wär I gern Meisle gwäsa.

BILFINGER:
Der Friedrich hadd sei Meissle im Hause Meier. Die schene Erna schaffd doch dord, gell Friedrich? Die isch koin Bähmul, die hadd beschdimmt älless midgriggt.

FRIEDRICH:
Die Erna ist todunglücklich. Sie hat gerne dort gearbeitet. Aber jetzt wird der Hausstand natürlich aufgelöst.

BÖHME:
Was had dir denn des Meisle gflischderd? Wie ischs denn zuganga bei da großa Abrechnung? Schwätz, Herrgodd!

VON GIEBELHORST:
Meier empfing Bodenreich mit einem weinerlichen Gesicht, umschwänzelte ihn, drängte ihm Zigarren und Kognak auf und dankte ihm für sein Kommen. Ich fürchte, sagte Bodenreich, das ist das Einzige, was ich für dich tun kann. "Vater" stammelte Meier. Bodenreich entgegnete: "Diese Anrede klingt mir schlecht in die Ohren." Dann wollte er die Geschäftsunterlagen prüfen. Meier aber streckte theatralisch die Hände über dem Papierhaufen aus und rief: "Du wirst Einblick in die Lage eines Unglücklichen gewinnen, nicht eines Schuldigen!". Dann fiel er kraftlos in sich zusammen und ließ seinem Schicksal freien Lauf. Bodenreich prüfte. Langsam und sorgfältig. Schließlich hieb er alles was auf dem Tisch war, mit einem brutalen Handstreich von sich weg. "Armer Mann!" sagte er. Selbst Hesselmann verlor ein wenig die Fassung, als Bodenreich dann einfach aufstand und erklärte: "Ich kann in dieser Sache nichts tun." "Aber, aber, lieber Bodenreich, bedenken Sie doch: Das wäre jetzt die beste Gelegenheit, die Stärke Ihrer Firma zu beweisen." Bodenreich aber fertigte ihn gnadenlos ab: "Sie täten gut daran, Herr Bankier, die Sorge für das Ansehen meines Hauses mir selbst zu überlassen." Meier sprang plötzlich auf und blockierte die Tür: "Vater", stammelte er, "ist denn von mir allein die Rede? Denk an deine Tochter, denk an deine Enkelin! Nur dieser Gedanke hält mich noch am Leben!" Bodenreich aber nagelte ihn mit stieren Blicken regelrecht an der Tür fest. "Für Frau und Kind ist gesorgt", meinte er. "Ich habe nicht nötig, mein Geld in die nächste Pfütze zu werfen."
Er ging unbeirrt zur Tür, Meier schlich zur Seite. Auf der Schwelle machte Bodenreich noch einmal Halt, drehte sich langsam um und sagte: "Reiß dich zusammen und bete zu Gott." Draußen hörte man kurz darauf eine Limousine mit Tochter und Kind davonfahren.

(Atmo: Ruhe, Uhrenticken, Spülgeräusche )

ERZÄHLER:
Im Gasthaus war es sehr still geworden. Giebelhorsts Stimme, obwohl nicht auffällig laut, drang gestochen scharf bis in den letzten Winkel. Selbst die verhageltsten Bierphysiognomien hatten aufgeblickt und waren in Gedanken erstarrt.

HENNINGER:
Wie wird Bodenreich jetzt ums Herz sein? Meier war zwar ein kapitales Schwein oder vielmehr ein Schwein ohne Kapital. Frau und Kind benutzte er bis zuletzt als Chips in einem verlorenen Spiel. Aber dass er seine Selbstmorddrohung wahr macht?

BILFINGER:
Vielleicht had er selber glaubd, dass er bloß lügd. Dem sei Gwissa war no im embrionala Zuschdand. Der had beschtimmt ned gwussd, dass er so ebbes iberhaupt had. Ond als des Gwissa uffgwacht isch, na ischa z'Dood verschrogga ond had d'Oriendiierung verlora.

BAUMANN:
Ich denke, er war ein Realist. Menschen wie er arbeiten niemals für Geld - sie arbeiten ausschließlich mit Geld. Man hat ihm sein Handwerkszeug genommen, seinen Spieleinsatz, sein Kapital. Ohne dieses ist er nichts. Der hätte nicht mal als Parkhauswächter einen Job gefunden.

BÖHME:
Dia ganz Bagaasch gherd in da Knaschd. Wenn ma dia fragt, warom se exischdieerad, na dädadse no ned amal a Andword wissa. Uff sei Art had da Meier a ehrliche Andword gäba. Seit er heh isch, i sags ja, ischa ma richtig symbaadisch worra.

BILFINGER:
Friedrich, was dengsch du eigentlich? Du erzählsch blos immer, aber selber sechsch eigentlich nix dazu.

VON GIEBELHORST:
Nun, ich glaube Meiers Suizid ist ein Betriebsunfall, eine Kurzschlusshandlung. Die meisten Leute, die sich tatsächlich umbringen, verneinen nicht das Leben an sich. Sie wollen eisern an ihrem kleinen narzisstischen Ich festhalten. Und sie grollen der Welt nur deshalb, weil sie nicht so kommod ist, mit ihrem Ego länger überein zu stimmen. Doch Mut gehört zweifellos dazu. Wer von uns hat nicht schon Leute gekannt, die so weit gegangen sind? Es waren nicht die schlechtesten. - Freunde, es ist spät. Ihr entschuldigt mich.

(Atmo: Aufstehen, Verabschiedung, Bezahlen, Nachtatmo )

ERZÄHLER:
Auf dem Nachhauseweg fühlte ich ein tief sitzendes Unbehagen, das ich mir nicht erklären konnte. Irgendetwas an Giebelhorsts Erzählung stimmte nicht. Oder stimmte alles viel zu gut?

(Atmo: Schritte )

7 Kristallweizen im Kopf, es war Freitag, beschloss ich, nicht weiter darüber nachzudenken. Aber meine Gedanken scherten sich keinen Pfifferling darum und kreisten wie im Schnellwaschgang durch mein ramponiertes Hirn: Armer Mann! Jetzt macht er auch noch bankrott, hopplahopp, der Bankrott, grässlicher als der Tod, dieser Zusammenbruch auf allen Seiten, verflucht noch mal, wo ist mein Schlüssel, ach da, reiß dich zusammen und bete zu Gott, aber Gott ist bankrott, hi hi, Vater, diese Anrede klingt mir schlecht in die Ohren.

(Atmo: Irreale Gesprächsfetzten geistern durch seinen Kopf)

Ich habe sichere Erkundigungen eingezogen, habe nicht nötig, mein Geld in die nächste Pfütze zu werfen, sie täten gut daran, die Sorge für das Ansehen meines Hauses mir selbst zu überlassen, ich bin rege und findig, aber immer nur zugunsten anderer Leute, ein erbärmlicher Narr und Pechvogel, es gibt solche Leute, aber meine Wechsel kursieren wie Bargeld, das ist höchst spaßhaft.

(Atmo: Summt leichte Melodie)

Mannomannn, bin ich voll, vertrag ja gar nichts mehr. Ein Abend mit Giebelhorst ist aber jeden Kater wert. Wieso nur, wieso nur prägt er mir seine Sprache auf, wieso komm ich nicht los davon. Da ist was faul im Staate Dänemark, mir ist so dummdideldumm und geht ein Mühlrad im Kopfe herum, und dann der Bodenreich, wie hat er gesagt, alle Bodenreichs, nein, es war die Tochter, alle Bodenreichs haben immer einen Hang zum Luxus gehabt.

(Atmo: Ein Auto mit infernalisch lauter Techno-Musik rast vorbei.)

Der Meier ist mir lieber als dieses ganze ehrbare Pack, auch wenn er, wie war das noch mal, auch wenn er nicht voll, einen Moment, nicht voll emsiger, solider, strenger und, ach ja, frommer Tüchtigkeit war. Du bist ein armer Mann, Johann Bodenreich .... Johann Bodenreich?

(Atmo: Bleibt stehen, Melodie verstummt)

Johann Buddenbrook, aber klar doch, Johann Buddenbrook, das ist es! Giebelhorst, du bist ein Betrüger, nichts als ein Zitierer! Die ganze Story war gestohlen. Thomas Mann, Die Buddenbrooks! Raffiniert gemacht zwar, glänzendes Gedächtnis, gut, sehr gut improvisiert, ein wenig umgedichtet, aber Betrug, eindeutiger Betrug. Meier war Grünlich, der Antonie Buddenbrook auf Drängen des Vaters geheiratet hatte, der rege und findige Grünlich, der die Verlobung an der Börse hatte ausschreien lassen, Hesselmann, ganz klar, war der Bankier Kesselmeyer, der höchst, höchst spaßhafte Kesselmeier, die Prüfung der Geschäftsbücher, wie sagte Johann Buddenbrook: "Sie armer Mann!", "fassen Sie sich, beten Sie!", es stimmt alles, alles!

(Atmo: Rennt los und brüllt:)

"Sie armer Mann!" Irgendwo aus den Fenstern rief jemand: "Des däd I au saga!"

(Atmo: Haustür aufschließen, Schritte ins Wohnzimmer, Glas fällt um)

ERZÄHLER:
Ich riss "Die Buddenbrooks" aus dem Bücherregal und rettete mich auf die Toilette. Du lieber Gott, war mir übel. Aber es stimmte, es stimmte: Giebelhorsts Erzählung stand im vierten Teil, Kapitel 6 bis 10.

(Atmo: Buch wird zugeklappt, Schnarchen, Kaffeemaschine, Radio, Schlürfen)

Ein paar Stunden und Aspirin später saß ich beim Kaffee und überlegte, was ich tun sollte. Ich würde Giebelhorst zur Rede stellen. Ich hatte eine Stinkwut auf ihn. Das Zitat war mir heilig und unverletzbar. Daran pfuscht man nicht herum. Das wirft man nicht einfach auf Biertische, ohne Namen und Quelle. Schmückt sich mit fremden Federn und spielt sich als Rhetoriker auf. Nun gut, Buddenbrook und Bodenreich, Hesselmann und Kesselmeyer - auch noch Meier - witzige Alliterationen des Zufalls, kann man schon mal dazu verleitet werden. Aber mein humanistisches Gewissen empörte sich. Ich würde ihn blamieren bis auf die Knochen. Giebelhorst, jetzt bist du fällig. Wie oft hast du uns schon betrogen. Wie oft? - Nicht mal das Gerede vom Selbstmord war echt. Er hatte es von Schopenhauer geklaut. Hatte es ein wenig zurechtgeputzt und umformuliert. Aber nicht mit mir, Giebelhorst!

(Atmo: Nachrichten im Radio, Sprecher: "Nach wie vor weigert sich Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, die Namen der Spender bekannt zu geben. Das ist das Ergebnis des Untersuchungsausschusses..." Baumann macht abrupt das Radio aus.)

Da mir immer noch etwas schäbig im Magen zumute war, ging ich erst mal zum Bäcker. Samstagmorgen, schrecklich.
(Atmo: Altmodisches Geklingel beim Öffnen der Ladentür. Stimmengewirr: drei Lauga, fünf Brätsla usw.)

Die Dorfweiber kauften den halben Laden aus und mir wurde schlecht vom lauwarmen Mehlgeruch. Natürlich zogen sie den Meier durch den Kakao. Jetzt macht er auch noch bankrott! Armer Mann! - Verflucht noch mal. Sie zitierten bereits Giebelhorst. Ein fettes Kind undefinierbaren Geschlechts verlangte nach Donats und erhob ein markerschütterndes Geschrei. Die Mutter schleifte den Balg zur Tür und sagte gewichtig: Reiß dich zusammen und bete zu Gott! Schallendes Gelächter brach aus und fräste sich wie kleine Dolche in meine Hirnwindungen. Nie mehr saufen, nie mehr! Noch im Hinausgehen wurde mir klar, dass Giebelhorst mit seinen Lügen offenbar die Sprache dieser kleinen Gemeinschaft bestimmte, dass er in der Lage war, Mythen und Legenden zu schaffen, die in die mündliche Überlieferung des gesamten Dorfes eingingen. Auf dem Rückweg begegnete mir, als seien sie alle im Bunde mit ihm, der Polizist Greiner. Mir war hundeelend, aber ich verwickelte ihn in ein Gespräch über Meier. Er bestätigte den Wortlaut der Abschiedszeilen. Endgültig verwirrt, machte ich schließlich ein sehr kleines Frühstück. Wenigstens dieses Zitat hatte Giebelhorst korrekt wiedergegeben, inklusive Quelle. Die Romanfigur Grünlich hatte sich übrigens auch nicht umgebracht. Irgendwo, so stellte ich mit inniger Befriedigung fest, findet die raffinierteste Lüge eine Grenze.

(Atmo: Autoabfahrt, Stopp, Parkatmo, Vögelchen, Vorstadt)

Direkt vor Giebelhorsts Anwesen kam mir kurz der Gedanke in den Sinn, dass er vielleicht gar nicht gelogen ... ach was, so viele Zufälle, das gibt es nicht.
Als ich auf dem edlen Kiesweg mit krachenden Schritten auf das Portal seiner Villa zuschritt, war ich wieder sauer. Plötzlich kam mir Johann Bodenreich entgegen, ich hatte ihn gar nicht wahrgenommen. Er lüftete den Hut und grüßte ungewöhnlich freundlich. Ich klingelte Sturm. Nach einer Weile stand Friedrich in der Tür.

(Atmo: Tür wird geöffnet )

VON GIEBELHORST:
Hallo Gerhard, wie siehst du denn aus?

BAUMANN:
Buddenbrooks, Teil 4, Kapitel 6 bis 10!

ERZÄHLER:
Ich schob ihn einfach beiseite, ging in den Speisesaal und fiel entkräftet in einen gepolsterten Stuhl. Giebelhorst folgte mir absolut unbeeindruckt und sah mich beinahe heiter an.

VON GIEBELHORST:
Und nun?

BAUMANN:
Und nun! Du lügst wie gedruckt, Friedrich! Du bist ein Betrüger, wie er im Buche steht! Ich dachte, wir sind befreundet. Du hast uns für dumm verkauft. Uns alle! Ausnahmslos! Du treibst ein unredliches literarisches Spielchen mit dem Schicksal anderer Leute. Das ganze Dorf zitiert dich bereits. Warum? Und komm mir bloß nicht mit Thomas Mann! - Oder Schopenhauer!

(Atmo: Klassische Musik läuft gedämpft im Hintergrund.)

VON GIEBELHORST:
Ich wusste, dass du eines Tages mit diesem Vorwurf vor meiner Tür stehst. Du bist zu belesen. Den Bilfinger hab ich gut im Griff. Der liest bestimmt nur Hölderlin, ein lyrisches Räuschlein, das gut zum Wein passt..

BAUMANN:
Er verkauft seine Bücher unter dem Namen ihrer Autoren. Nicht unter seinem eigenen - wie du! Beantworte meine Frage: Warum tust du das?

VON GIEBELHORST:
Also gut, du willst die Moral von der Geschicht? Die Wahrheit ist, dass Wahrheit und Lüge eine Frage der Interpretation sind. Und die Literatur, was ist sie? Eine Enzyklopädie von Interpretationen, die dem gestaltlosen Leben Form geben. Wer interpretiert, erzählt immer schon Geschichten, ordnet mit sprachlichen Mitteln, was zuvor ein unauflösliches Rätsel war. Sieh dir nur mal unseren Zeitgeist an, Gerhard.

BAUMANN:
Quatsch, Zeitgeist!

ERZÄHLER:
Giebelhorst hantierte an einer Flasche Champagner herum und sonderte akademische Phrasen ab. In seinem eleganten weißen Morgenmantel wirkte er wie eine verdammt gute Imitation von Gregory Peck. Da schoss mir Bilfingers grinsendes Gesicht durch den Kopf. In Böhmes Gartenlaube war es:

(Atmo: Idyllische Gartengeräusche, Vogelstimmen, plätscherndes Bächlein etc.)

BILFINGER:
So Ade, schön ist's in deinem Open-Air-Atelier. Deine Heiligen-Bildle senn a wahre Pracht. A bissle üppig und näckig vielleicht...

BÖHME:
Fängsch du scho wieda a? Oi für allemal: Kunst! O in deine Arme wie gern entflöh ich dem Eros! Doch du Himmlische hegst selbst den Verräter im Schoß.

BILFINGER:
Da gug na! Reschpekt: Mörike. Gut pariert!

BÖHME:
Ja glaubsch denn du, der Giebelhorschd had a Monopol auf Belletrischtig?

BILFINGER:
Er isch bloß Leser, koi bissle produktiv. A krankhafte Schönseligkeit und Sehnsüchtigkeit, des isch älles. Eine wahrhaft schöne Seele handelt und ist wirklich!

BÖHME:
Bisch wieder bei deim Hegel? Gerhard, des isch fei schlimm. Nach dem vierta Viertele schwädsd er gern über schwäbische Philosophie.

BILFINGER:
Hano: vier Viertele sind ein Ganzes. Und erst das Ganze ist die wahre Philosophie!

BÖHME:
Hörsch? Scho wieda!

HENNINGER:
Marx wäre mir lieber. Es dürfte aber schwer fallen, den Erwin vom idealistischen Kopf auf die materialistischen Füße zu stellen.

BAUMANN:
Ihr seid ja ein Ausbund an Zitaten. Da tun sich ja Abgründe auf.

HENNINGER:
Literatur ist kein Privileg für die Bourgeoisie. Der Giebelhorst plappert auch nur nach.

BILFINGER:
Dem fehlt es halt am wahrhaften Ernst.

BAUMANN:
Wahrhafter Ernst? Was ist das denn?

BILFINGER:
Eine in sich selbst gehaltvolle Sache, Wahrheit, Sittlichkeit usw. Sogar Politik, protestier nicht, Viktor. Dem Giebelhorst ist eben kein Inhalt absolut. Für ihn ist alles selbstgemachter zernichtbarer Schein.

BÖHME:
Siesch, Gerhard: immer wenn er Hochdeutsch schwätzt, dann isches Hegel.

(Atmo: klassische Musik)

ERZÄHLER:
Im Gedanken an Böhmes "Gärdle" wäre ich beinahe eingeschlafen. Da drang wieder Giebelhorsts dozierende Stimme an mein Ohr:

VON GIEBELHORST:
Jawohl, der Zeitgeist: Ein Flickwerk von Zitaten, eine Dekonstruktion aller Sinnstiftungen und Traditionen, ein Sprach- und Glasperlenspiel, das Realitäten konstruiert und sie im selben Moment wieder vernichtet. Denn wir haben verstanden, dass zwischen uns und der Welt nur Wörter, Zeichen und Symbole stehen, die wir fiktiven Regeln unterwerfen. Das ist alles.

BAUMANN:
Moment. Mir schwirrt der Schädel, Moment: Weil also alle Erkenntnis fiktiv ist, belügst du deine Freunde, belügst die ganze Gemeinde. Weißt du, was Wahrheit ist? Ich muss gleich kotzen, das ist die Wahrheit!

VON GIEBELHORST:
Was ist eigentlich deine Geschichte? Wie interpretierst du den Aufstieg und Fall von Investment-Meier? Du müsstest, genau wie ich, die wenigen und widersprüchlichen Daten in eine erzählerische Form bringen, oder nicht? - Champagner? Kaffee? Kaffee!

(Atmo: Giebelhorst schenkt beiden Kaffee ein, Schritte)

ERZÄHLER:
Wieder schweiften meine Gedanken zu Szenen, in denen Giebelhorst fehlte. Unwillkürlich. Wie ein Kameraschwenk. Unvergesslich mein erster Besuch in Bilfingers Buchladen.

HERTHA:
Erwin, I will en Krimi, koin Doschdojewski.

BILFINGER:
Aber des isch doch en Krimi!

HERTHA:
"Schuld und Sühne"? Wenn I so ebbes brauch, na gang I in d'Kirch. Gib ma den neia Bienzle.

BILFINGER (frustriert):
Also gut.

HERTHA:
Jetzt sei ned sauer. Mir langd scho da Giebelhorschd. Der schwädsd gnug Literatur.

(Hertha ab, Atmo: Tür schließt sich)

HENNINGER:
Tja Erwin. So geht es, wenn man das Licht der Aufklärung verbreiten will.

BILFINGER:
Die Hertha isch an sich schon Poesie. A rechte Krott!

HENNINGER:
Bist du deshalb Stammgast bei ihr?

BELFINGER:
Wie alle Jungsella. Au du. Die Hertha isch vollkommen. Die isch gebildet gnug, an de richtige Stella. Und die kann schaffa. Und blöd isch se au ned. Manchmal denk I, I han über die Bücher die wahre Schönheit vergessa. Des schönste Formenspiel hat unser Herrgott mit solche Fraua gschaffa. Wenn I nomal zwanzig Jahr jünger wär!

(Szenenwechsel: Atmo: klassische Musik.)

VON GIEBELHORST:
Die zwingendste und überzeugendste Formung der Realität ist die Literatur.

(Wieder Szenenwechsel: Im Buchladen):

HENNINGER:
Ihr Schwaben seid gewiss kein Bosch-Zünder, obwohl ihr ihn erfunden habt. Ihr startet zu spät: Der Jüngling sitzt beim Wein so kalt, als wär er achtzig Jahre alt.

BILFINGER:
So, hat man den Schubart gelesen? Es ist wahr: Im Alter erst merkt man die Poesie, die man in der Jugend verschleudert hat. Ich hätte Wirt werden sollen, mit einem Weib wie Hertha. Bücher sind der Zuckerguß auf ein schlecht gebackenes Leben.

HENNINGER:
Uhland?

(Atmo: Tür öffnet sich. Böhme betritt den Laden)

BILFINGER:
Noi: Bilfinger. D'Literatur muss ma immer wieder nei erfinda.

BÖHME:
Henn ihr's scho wieder von da Literatur? Seit der Giebelhorschd da handa reigeschmeckt isch, riecht des ganze Schdädle nach Shakespeare. Es gibt halt koine Originale mehr.

(Szenenwechsel: Atmo: klassische Musik.)

VON GIEBELHORST:
Warum ich meine Zitate verfälsche? Um die Literatur wieder ins Leben zu tragen, deshalb. Es ist sehr dumm, Shakespeare zu zitieren. Sobald Shakespeare als Shakespeare identifiziert ist, verliert er seine Kraft und landet in der historischen Rumpelkammer. Es ist aber keineswegs dumm, einen Gedanken von Shakespeare situationsgerecht wiederzugeben - dann erst entdeckst du seine realitätsschaffende Macht.

BAUMANN:
Verstehe. Das Leben imitiert die Kunst. Life imitates art.

VON GIEBELHORST:
Oscar Wilde, richtig. Aber sag das bloß niemand, wenn du ihn einsetzt.

BAUMANN:
Einsetzt?

VON GIEBELHORST:
Die schöne Erna zum Beispiel hab ich mit Heine, Eichendorff, Ovid, Petronius und de Sade herumgekriegt. Hätte ich meine Quellen offengelegt, wäre ich als Bücherwurm und krankhafter Wüstling von ihr abgefertigt worden. So aber liebt sie mich und hängt an meinen Worten. Gerhard, du siehst übrigens fürchterlich aus.

ERZÄHLER:
Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf.

BAUMANN:
Wen hast du zitiert! Du hast doch hoffentlich nicht alles wieder zitiert!

VON GIEBELHORST:
Ich zitiere immer. Doch bist du der Erste, der mich dazu gezwungen hat, mich selbst zu zitieren.

(Atmo: Aufstehen, Schritte zum Schrank.....)

ERZÄHLER:
Er ging zu einem Schrank, öffnete ihn und zeigte auf einen Stapel Notizhefte.

VON GIEBELHORST:
Hier findest du alle meine Lügenabenteuer. Ich habe aus dem ersten Heft zitiert. Ich schrieb es vor fünf Jahren, als ich merkte, dass man heute nicht mehr sinnvoll schreiben, wohl aber sinnvoll lügen kann. Es wird eine Novellensammlung, die ich erst publizieren lasse, wenn ich tot bin.

BAUMANN:
Warum das denn?

VON GIEBELHORST:
Erna - und nicht nur sie - würde mich steinigen.

BAUMANN:
Aber die Meier-Geschichte, was passiert eigentlich, wenn sie mit deiner Interpretation nicht übereinstimmt?

VON GIEBELHORST:
Die Beteiligten glauben inzwischen doch selbst schon daran. Vor einer Stunde saß Johann Bodenreich genau dort, wo du jetzt sitzt. Er war tief betroffen von Meiers Suizid. Er hatte nicht "Armer Mann" gesagt; er sagte: "Du bist ein Schwein. Ein armes Schwein zwar, aber ein Schwein." Auf die Anrede "Vater" erwiderte er, dass er einen derartigen Bastard bestimmt nicht gezeugt habe. Und beim Abschied sagte er keineswegs das volkstümliche "Reiß dich zusammen und bete", sondern: "Krepier, wenn du noch einen Rest von Anstand hast." Bodenreich stattete mir überschwänglichen Dank ab. Ich sei ein Ehrenmann, weil ich seine Sprüche in eine, so wörtlich, "annehmbare Form" gebracht habe. Er schulde mir was. Sein Ansehn als harter, jedoch nicht fühlloser Geschäftsmann sei spürbar gestiegen. Kurzum: er wird sich hüten, eine Korrektur zu verlangen, ja er hat sich moralisch sichtbar gebessert.

ERZÄHLER:
Ich hatte komplett den Faden verloren, wusste nicht länger, wo vorn, wo hinten war.

BAUMANN:
Aber das Zitat von Meier, seine Abschiedszeilen, die musstest du stehen lassen.

VON GIEBELHORST:
Ja, aber nicht weil es von Meier, oder doch nur unbewusst von Meier selbst war. Ein ähnliches Motto hatte Tucholsky formuliert, kurz bevor er sich aus Ekel vor den Nazis das Leben nahm. Und wenn das Leben versehentlich mal poetisch ist, dann soll man ruhig zitieren. Wirst du mich verraten?

BAUMANN:
Lassen wir's stehen. Viel ja lügen die Dichter.

VON GIEBELHORST:
Platon, brav. Kommst du heute Abend?

BAUMANN:
Heute Abend?

VON GIEBELHORST:
Mensch, das Feuerwehrfest. Du läufst heute wirklich neben der Spur.

(Atmo: Blasmusik, Stimmengewirr, Gläserklirren)

BILFINGER:
Gerhard, wo haschd du die fünf Finger her im Gsicht! Ha! Ha!

BÖHME:
Des isch dia schtrenge Hand von da Lehrerin!

HENNINGER:
Der pfuscht man besser nicht ins Handwerk!

BAUMANN:
Ich habe ihr nur Komplimente gemacht.

BÖHME:
Was haschn gseid?

BAUMANN:
Sie ist sehr gebildet, hat einen Hang zum Buddhismus, und am Anfang war alles gut. Wir sprachen von Maja und Samsara.

BÖHME:
Was isch au dees? A Brodaufschdrich?

BAUMANN:
Nein Ade. Das ist die Befangenheit des Ichs im Irrtum der Erscheinungen.

BILFINGER:
Wenigschdens woiß er jedsd wieder, wo em der Kopf schdahd. Ha! HA! HA! Schamschara, i lach me dood.

BAUMANN:
Ich habe auf die Leute gezeigt und gesagt, es sei doch allerliebst, wie alle in naiver Ichbefangenheit, ganz in der Tiefe, sich sauwohl fühlen. Wie's alles tanzt und springt und wie alles in verschlungenem Wandel besinnungslos aufgeht. Sie hat sogar gelacht, stellt euch vor, und hat zwei Bier mit mir getrunken.

HENNINGER:
Wie kommt dann ihre Handschrift in dein Gesicht?

BAUMANN:
Ich hab mich von ihrer Schönheit hinreißen lassen, hab ihr gesagt, dass sie mir vollkommen unverborgen ist. Lieblich ist dein Leib, sagte ich. Blendend. Wie aus Maja gefertigt, von reizender Farbe wie goldenes Erz.

BILFINGER:
Hört, hört!

BAUMANN:
Du bist preisgesangswürdig nach Brahmas Gedanken gestaltet, sagte ich, mit süßesten Kinderschultern begabt und wonnig geschwungenen Hüften, mit geräumiger Bauchfläche und starrenden Brüsten und prangend ausladendem Hinterteil, sich verjüngend nach oben zum schmalsten, zierlichsten Rücken. Kurzum: Sie habe mich verblendet und dem Erscheinungsleben wiedergeschenkt. Das Resultat könnt ihr im Gesicht ablesen.

ERZÄHLER:
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Giebelhorst zog mich beiseite und flüsterte:

VON GIEBELHORST:
Du musst noch viel lernen. Thomas Mann, das zieht bei der nicht.

BAUMANN:
Was dann, du großer Zitator?

VON GIEBELHORST:
Wenn ich dein Gesicht sehe, dann würde ich sagen: Handke, ha, ha, ha, Handke!

ERZÄHLER:
Zum ersten Mal dachte ich: Was für ein Arschloch! Zum Glück ging er, engumschlungen mit der schönen Erna, nach Hause.

BILFINGER:
Nimms ned draagisch. Mir gangad no zur Hertha. Des Gschroi dahanda wird ons zviel. Komm no midd. Wenn da Poet Giebelhorrschd nedd dabei isch, wird's luschdig.

(Atmo: Kneipe. Aus einer Musikbox erklingt: "Wenn der Busen meiner Frau voller Wein wär...."

BILFINGER:
So. Hoggat na. Hertha, I woiß zwar nedd, was in deim Busa isch, aber bring vier Virdele!

BAUMANN:
Erwin, wie hast du das gemeint mit dem Poeten Giebelhorst?

BILFINGER:
Ja wia? Hasch du des immer no ned gmerkt? Es isch a nedder Kerle, aber er schwädsd hochgschdochana Babb raus. Des glingd wie neinzehntes Jahrhundert, wo er sich älles zammagläsa hadd.

BAUMANN:
Aber er kann doch faszinierend erzählen, oder nicht?

HENNINGER:
Stimmt. Die Leute zitieren ihn oft.

BÖHME:
D'Leid? Was hoisd da d'Leid? Dia Waiba bei ons machad sich luschdich über ihn. Jedsd wird I eich zwoi amal uffgläära. Als der schöne reiche Friedrich mit seim Adelsdiddel dahanda herzooga isch, hennen älle für schwul ghalda.

HENNINGER, BAUMANN:
Wie bitte? Schwul?

ATMO:
(Hertha bringt Getränke)

BÖHME:
Wenn I's eich saag! Gell Herda?

HERTHA:
Henn ihrs vom schöna Friedrich? Ha freilich. Wenn der dir a Komblimend macht, da brauchsch dahoim a Wörderbuch zum Noachgugga. So schwädsd koiner, der sei Ding am reechda Fleck hänga hadd.

(Großes Gelächter)

BÖHME:
Eich zwoi hadda wohl beeidruggd. Bei ons Schwoaba goad dees nedd so schnell.

HENNINGER:
Ich finde, dass er amüsant und gebildet ist. Und immerhin hat er sich die schöne Erna geangelt.

BÖHME:
Zwischa demm und der Realidääd liggt a digge Geldschicht. Der wois nix vom reaala Läba. Und die Erna kralld sich jeden, der nach Villa aussieht.

BAUMANN:
Das glaub ich einfach nicht.

BILFINGER:
Wo ischs Problem? Henn ihr ned mitgriggt, dass dui erschd den alda Boodareich eifanga wolld?

HENNINGER:
Ihr Schwaben seid schon ein paradoxes Volk. Nur weil er anders ist uns anders spricht, deshalb ist er noch nicht vom anderen Ufer. - Und selbst wenn? Wen geht das etwas an? - Jetzt, wo er Frauen abschleppt, ist es aber auch wieder nicht recht!

BILFINGER:
I wois gar nedd, warum du dich so künschdlich uffregsch. Mir lassed em doch sei Narrafreiheid. Mir brauchad koi politikaal korrägdnäss. Der duud doch koim was. Des wissad mir au. Er schaffd hald nix.. Er isch hald au da. Ond er liggt koim uff der Dasch. Es muus auch solche Käuze gääääben.

BÖHME:
Hano, da Erwin isch bsoffa. Jedsd zidierd a scho Geeethe. Aber Rechd hadda: Der Friedrich isch no nia in Verläägaheid komma, hadd no nia ebbes leischda müssa. Ond sei subbergluugs Gschwätz goad ma manchmal ufn Sengel. S'isch leichd, was Bessers zu sei, wenn ma ed kämpfa muaß. Da kann ma sich sei eigene Weld uffbaua ond guggt uff dia andere vom Elfabeinduurm nunder.

HENNINGER:
Das ist wahr. Aber der Elfenbeinturm ist notwendig. Und das Erwerbsleben ist immer nur triviale Habsucht und Lüge. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die außerhalb stehen und nicht nur alles aus dem Eigeninteresse beurteilen.

BÖHME:
Koiner schdoahd außerhalb, wenn ma genau noaguggd. Dei Schlossrenovierung kann der aus da Portokass zahla. Ond was machda? Nix. Ond des eidle Brimborium ond dia scheene Wörda, des isch au bloß Selbschdbefriedigung.

BILFINGER:
Der had sich in seina Innerlichkeit vergraaba! Der schwelgt im oendlicha Ich! Ond des Ich isch sich zu fein, um sich mit der Gsellschaffd zu vermiddla.

BAUMANN:
Das war doch wieder Hegel, oder?

BILFINGER:
Na ond? Dees war au bloß a Schwoab. Ja glaubsch du denn, wir läbad bloß gedangalos so in da Daag nei? Da Giebelhorschd isch a ganz romandischa Dinga. Ond es isch guud fürren, dassn koiner aus seiner Traumwelt raushoold.

BÖHME:
Jedenfalls: Er schaffd nix. Ond so ebbes isch imma a Generalverdacht. Wenigschdens bei ons. Der kaud da ganz Tag bloß nach, was andre gschriieba henn. I han no nix von dem gheerd, was uff seim oigena Mischd gwachsa isch. Guad: bei manche Weiba zieht des. Er isch a jeesasmäßiger Hennagreifer, des mussma ihm lassa. Und na kommd no s'Geld dazu. Aber im Grund gnomma isch der no nedd über sei Gymnasialzeit nauskomma.

HENNINGER:
Ihr guten Schwaben mit eurem Arbeitsethos! Wundert mich, dass ihr das Automobil erfunden habt. Es wär doch gottgefälliger, zu Fuß zu gehen und zu schwitzen!

BÖHME: Wenn mir so faul wärad wie ihr Fischköpf, dann dädama heid no aufm Oxa sitza und rückwärts durchs Dorf reida! Ond wenn onsere Dichda nedd wäred, no häddama in Deidschland ned viel meh zum saaga als Hühott und Grüß Gott.

HENNINGER:
Eure Dichter! Dass ich nicht lache. Vertrieben habt ihr sie - oder auf dem Hohenasperg eingesperrt.

BILFINGER:
Oha. Jedsd wird's bolidisch. So wars nedd gmoind. Lassama den Friedrich in Ruh. Isch ja koin Dichter, der schreibt ja nix. A symbaadischer Kerle. Aber an Luftikus und Bruder Leichtfuß ischer und bleibd er. Den had da Herrgodd am Feierdag gschnidsd. Der had koi Gschäft, an Haufa Geld und sieht overschämd gut aus. An Guschdav Gans - verschdahsch? Gönnamas em. Streidama ned.

BÖHME:
Des reegd me hald uff, wenn oiner ned schaffd und schlau daherschwädsd. Er isch jedenfalls ned zur Nachahmung empfohla.

BAUMANN:
Wie meinst du das?

BILFINGER:
Guck heid nachd in da Schpiegel, da kannsch du dees an den fünf Fingern einer Hand abläsa.

(Gelächter)

HENNINGER:
Aber die Geschichte mit dem Meier war doch brillant, oder nicht?

BÖHME:
Poetisch brillant, aber dem glaub i koi Word. I kenn da Bodareich besser. In Schduagad goad a zu de Weiber in d' Aldschdad. Ond als I em meine Badenden verkaufa wolld, had a gmoind, des sei zu pornographisch.

BILFINGER:
Die Badenden? A nedds Bildle! Verkaufs doch an d'Aldschdad, die brauchad so was.

BÖHME:
Erwin, wenn du ned bsoffa wärsch, hädsch jedsd a Broblem mit mir. I sag eich: Der Bodenreich schwädsd ned wie a seriöser Kaufmann. Da Giebelhorscht hat fandasieerd, wie immer.

BILFINGER:
Mit Sicherheit. Und der Ade had scho Rechd: Au in da Kunschd muss ma was produziera ond ned bloß gscheid rausschwädsa. Da Friedrich isch hald a Stammdischpoed, lassamas guad sei.

BAUMANN:
Mir war mal so, als hätte ich in seinem Schrank Manuskripte gesehen.

BÖHME:
Des siehd em ähnlich. Wenn seine Gschichda mal rauskommad, dann semma älle scho über da Jordan. Ond I woiß au scho, wie ma bei dem Lugabeidel dastanded: Da Gerhard wird sei Epigoone sei, der statt Feiga Ohrfeiga griggd. I werd an kloiner kommerzieller Farbgleckser sei, du, Viktor, bisch an idealisdischer Seggel, der d'Leid uffgläära will ond der Erwin wird a Honoratioora-Schpießerle werda, der bloss uff drei zähla ka, wenn er seine Vierdele zahlt.

BILFINGER:
Des isch mir wurschd, was der im Schrank liega had. An Dichter, der nix publiziert, isch koi Dichter. I hannen no net in meim Schaufenschda gsäha. Ka sei, dass er Idea had. Idea henn viele. Aber nasedsa, macha ond under d'Leid bringe - des Resuldaad - des isch erschd dia wahre Subschdanz.

BAUMANN:
Erwin, das ist ja schon wieder Hegel!

BILFINGER:
Lass me mid deim Hegel in Ruh! I bin ned da Dr. Gscheidle, aber so viel woiß I: Aan ihren Früchden werdet ihr sie erkennen! - Hertha, a Vierdele! Noi vier Vierdele. Jeder no an drolliga Trollinger und na trollama uns hoim.

BÖHME:
Der Erwin ischd ein wahrer Poeed! - Ond was isch dia Moral von der Geschichd? Ned rausschwädsa - macha! Mir Schwaba senn vielleicht nedd a leichtblüdigs Volk. Wir zählad onsere Bomboole ab, die mir vom Fasneddswaaga raawerfad - und wärad trotzdeem gern luschdig. Ond als da Herrgodd die Eleganz verdoild had, na hemma gmoind, des isch ebbs Idalieenisches. Der Eschbrii isch bei de faule Franzoosa hängablieba, nedd bei ons. Und wenn ihr bierdumpfe Gmüdlichkeit wellad, na müssada ins Bairische ganga. Aber blöd simma ned. Mir machad unser Sach. Ond mir senn saumäßig dieef. Onsere Dichder senn die Beschde. Dia schwädsed so guad, weil dees ihr Gschäfd isch. Da Reschd soll d'Gosch halda ond schaffa. Brooschd!

(Atmo: Gläserklirren.)