Zitate: Humor

Ich habe die Tage von einem uralten Färöer gehört, der kurz davor war zu sterben, wirklich in den letzten Zügen lag, man hatte sogar schon nach dem Pfarrer geschickt für ihn. Und als der Pfarrer an das Sterbebett tritt, genehmigt sich der Alte gerade einen Cognac, und der Pfarrer wird natürlich ganz traurig und ernst und sagt: "Ist das nun das Einzige, woran du dich in der Stunde deines Todes stärken kannst?"
Da antwortete der Alte: "Nein, nein, Gott bewahre, ich hab noch eine volle Flasche oben im Schrank."
Aus Einar Karason, Die isländische Mafia (1994)

Der Mann von fünfzig Jahren

Von der Wiege bis zur Bahre
sind es fünfzig Jahre,
dann beginnt der Tod.
Man vertrottelt, man versauert,
man verwahrlost, man verbauert
und zum Teufel gehen die Haare.
Auch die Zähne gehen flöten,
und statt dass wir mit Entzücken
junge Mädchen an uns drücken,
lesen wir ein Buch von Goethen.

Aber einmal noch vorm Ende
will ich so ein Kind mir fangen,
Augen hell und Locken kraus,
nehm’s behutsam in die Hände,
küsse Mund und Brust und Wangen,
zieh ihm Rock und Höslein aus.
Nachher dann, in Gottes Namen,
soll der Tod mich holen. Amen.

(Hermann Hesse)

Der gesunde Menschenverstand spricht immer zu spät. Der gesunde Menschenverstand ist der Kerl, der dir sagt, du hättest deine Bremsbeläge letzte Woche erneuern lassen sollen, bevor du diese Woche jemandem hinten draufgefahren bist.
Der gesunde Menschenverstand ist der kleine Mann im grauen Anzug, der sich beim Addieren nie verrechnet. Aber das Geld, das er addiert, gehört immer einem anderen.
Raymond Chandler, Playback

Diskussionen haben lediglich diesen Wert: dass einem gute Gedanken hinterher einfallen.
Arno Schmidt

Ein anständiger Mensch schämt sich, Vorgesetzter zu sein!
Arno Schmidt

Rechtsfrage
Jahrelang schon bedien ich mich meiner Nase zum Riechen;
Hab ich denn wirklich an sie auch ein erweisliches Recht?
(…)
Ein bedenklicher Fall! Doch die erste Possession scheint
Für dich zu sprechen, und so brauche sie immerhin fort!
Schiller

In Spanien gründeten sie einmal einen Tierschutzverein, der brauchte nötig Geld. Da veranstaltete er für seine Kassen einen großen Stierkampf.
Kurt Tucholsky

INSERAT
Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
wo möglich insoweit sich zu beschränken,
dass sie daneben auf den Beeten
mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
Theodor Storm

"Die Griechen, die so gut wussten, was ein Freund sei – sie allein von allen Völkern haben eine tiefe, vielfache philosophische Erörterung der Freundschaft; so dass ihnen zuerst und bis jetzt zuletzt, der Freund als ein lösenswertes Problem erschienen ist – diese selben Griechen haben die Verwandten mit einem Ausdrucke bezeichnet, welcher der Superlativ des Wortes "Freund" ist. Dies bleibt mir unerklärlich."
Friedrich Nietzsche

DER BEAMTE
Bei jeder Geburt ist künftig sofort
Der Antrag zu formulieren,
Dass die hohe Behörde dem lieben Kind
Gestatte zu existieren!
Theodor Storm

"Der Humor bleibt stets irgendwie bürgerlich, obwohl der echte Bürger unfähig ist, ihn zu verstehen."
Hermann Hesse (Der Steppenwolf)

"In der Welt zu leben, als sei es nicht die Welt, das Gesetz zu achten und doch über ihm zu stehen, zu besitzen, "als besäße man nicht", zu verzichten, als sei es kein Verzicht – alle diese beliebten und oft formulierten Forderungen einer hohen Lebensweisheit ist einzig der Humor zu verwirklichen fähig."
Hermann Hesse (Der Steppenwolf)

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Erfahrung
Die Menschen sind nicht im Verhältnis zu ihrer Erfahrung weise, sondern zu ihrer Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen.
Wenn man durch bloße Erfahrung klug werden könnte, dann müssten die Pflastersteine Londons weiser sein als die weisesten Bewohner der Stadt.

Vergeltung
Die Geschöpfe, die wir Tiere nannten, erhielten ihre Genugtuung, als Darwin uns zeigte, dass sie unsere Vettern sind.
Die Diebe erhielten ihre Genugtuung, als Marx die Bourgeoisie des Diebstahls überführte.
George Bernard Shaw

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Friedrich Theodor Vischer, Auch einer. Eine Reisebekanntschaft (1879), Frankfurt a.M 1987, Insel Taschenbuch:

"O was! Ein Weib ist fähig, über einen Schrank einen Teppich so zu legen, dass er über die oberste Schublade überhängt und so oft diese gezogen und geschlossen wird, sich einklemmt! Mein Herr, das Weib hat Zeit für den Kampf mit dem Racker Objekt, sie lebt in diesem Kampf, er ist ihr Element; ein Mann darf und soll keine Zeit dafür haben, er braucht seine Geduld auf für das, was der Geduld wert ist. (...) Sie können doch wissen, dass die elenden Objekte, diese Igel, diese Nickel, sich nie lieber einhaken, als wenn wir die höchste Eile haben, etwas fertig zu bringen, was nötig und vernünftig ist. Elender Bettel, nichtswürdiger Knopf oder Knäuel eines Bändels, Lorgnettenschnur, die sich um meinen Wespenknopf wickelt, just wenn es auf der Eisenbahn aufs Äußerste eilt, einen kleingedruckten Fahrplan nachzusehen, ich hab’ ja keine Zeit, keine Zeit für euch! Und wenn ich tausend Blutegel an die Ewigkeit setze, sie ziehen mir nicht eine Sekunde für euch heraus!"
"Was nützt aber die Wut?"
"O, geistlos! Hat es Luther nichts genützt – falls von Nutzen die Rede sein soll -, wenn er den Teufel fortschallt? Wisst ihr denn nichts von Entlastung der armen Seele? Von der köstlichen Arznei, die im Fluchen liegt?" (20f.)

Sie geben also zu, dass die Physik eigentlich Metaphysik ist, Lehre vom Geisterreich. Das heißt, ich vermute, dass Sie es zugeben, wiewohl ich es Ihnen philosophisch eigentlich noch nicht begründet habe, denn was Sie sicherlich bereits erkannt haben, das ist die allgemeine Tendenziosität, Ja Animosität des Objekts, des sogenannten Körpers, was die bisherige Physik geistlos mit Namen wie: Gesetz der Schwere, Statik und dergleichen bezeichnet hat, während es vielmehr aus Einwohnung böser Geister herzuleiten ist. (29)

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! Sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
Heinrich Heine

Zu fragmentarisch ist Welt und Leben!
Ich will mich zum deutschen Professor begeben,
Der weiß das Leben zusammenzusetzen,
Und er macht ein verständlich System daraus;
Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen
Stopft er die Lücken des Weltenbaus.
Heinrich Heine