Zitate: Politik

Der Weg der neuern Bildung geht
Von Humanität
Durch Nationalität
Zur Bestialität.
Franz Grillparzer, Epigramme (1849)

Es ist der letzte Endzweck dieses Werks, das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen.
Karl Marx, Das Kapital (1867)

Ut olim vitiis sic nunc legibus laboramus.
Wie einst unter Lastern, so leiden wir jetzt unter Gesetzen.
Tacitus, Annales,III, 25

Auf dieser Welt kann nichts sicher genannt werden, außer der Tod und die Steuern.
Benjamin Franklin

Gott ist immer mit den stärksten Bataillonen.
Friedrich II

Nur wenige hält die Knechtschaft gefangen, die Mehrzahl hält an der Knechtschaft fest.
Seneca, Brief 22 an Lucilius

Neid ist der hässliche Name, den die Oberschicht dem Rechtsgefühl angehängt hat.
August Strindberg

Man soll dorthin gehen, wohin der Götter Zeichen und die Ungerechtigkeit der Feinde einen rufen. Der Würfel ist gefallen.
Julius Caesar

Oderint, dum metuant. – Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten.
Wahlspruch des Kaisers Caligula

Malum consilium est, quo mutari non potest.
Schlecht steht es um den Rat, der sich nicht ändern kann.
Gellius

Wer sich selbst traut, der lenkt als Anführer den Schwarm.
Horaz (Briefe, 1, 19.)

Ich behalte mir jede Handlung gegen den Staat vor! Das ist zu meiner Sicherheit als Mensch nötig! Denn der Staat vermag mich mit Gewalt zu allem anzuhalten, was seinen verantwortlich-verantwortungslosen Leitern just auszuhecken beliebt: Ich dagegen habe nicht die Macht, den Staat zur Besonnenheit oder Gerechtigkeit oder Erfüllung seiner Pflichten notfalls mit Gewalt zu zwingen. Also muss ich ständig – außer dem fundamentalen Recht, den Staat ungefährdet mit all meinem Eigentum verlassen zu dürfen – Front gegen die Staatswillkür machen.
Arno Schmidt

Die große politische Erschütterung der Gesellschaft kommt von der geistigen Anarchie. Unser schwerstes Leiden liegt in den tiefgreifenden Gegensätzen von Ansichten, obgleich deren Festigkeit die erste Bedingung aller gesellschaftlichen Ordnung ist.
Auguste Comte

Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich akkommodieren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will.
Goethe, Maximen und Reflexionen

Wie froh sind die Menschen, wenn sie einen Widersacher, ja nur einen Hüter los sind, und die Herde bedenkt nicht, dass da, wo der Rüde fehlt, sie den Wölfen ausgesetzt ist.
Goethe, Dichtung und Wahrheit, 9. Buch

Die Herren der Erde sind es vorzüglich dadurch, dass sie, wie im Kriege die Tapfersten und Entschlossensten, so im Frieden die Weisesten und Gerechtesten um sich versammeln können.
Goethe, Dichtung und Wahrheit, 11. Buch

Es ist der Zweck aller Regierung, die Regierung überflüssig zu machen.
J.G. Fichte

Man muss dem intellektuellen Faschismus den Mythos wegnehmen und ihn ins Humane umfunktionieren. Ich tue längst nichts anderes mehr.
Thomas Mann (Briefe)

Armut", heißt es wohl, "ist keine Schande", aber es heißt nur so. Denn sie ist den Besitzenden höchst unheimlich, ein Makel halb, und halb ein unbestimmter Vorwurf, im Ganzen also sehr widerwärtig, und zu unangenehmen Weiterungen mag es führen, sich mit ihr einzulassen.
Thomas Mann (Felix Krull)

Leitende Geister und ihre Werkzeuge
Wir sehen große Staatsmänner und überhaupt alle die, welche sich vieler Menschen zur Durchführung ihrer Pläne bedienen müssen, bald so, bald so verfahren: entweder wählen sie sehr fein und sorgsam die zu ihren Plänen passenden Menschen aus und lassen ihnen dann verhältnismäßige große Freiheit, weil sie wissen, dass die Natur dieser Ausgewählten sie eben dahin treibt, wohin sie selber jene haben wollen; oder sie wählen schlecht, ja nehmen, was ihnen unter die Hand kommt, formen aber aus jedem Tone etwas für ihre Zwecke Taugliches. Diese letzte Art ist die gewaltsamere, sie begehrt auch unterwürfigere Werkzeuge; ihre Menschenkenntnis ist gewöhnlich viel geringer, ihre Menschenverachtung größer als bei erstgenannten Geistern, aber die Maschine, welche sie konstruieren, arbeitet gemeinhin besser als die Maschine aus der Werkstätte jener.
Friedrich Nietzsche

Hart sein!
Wenn ein Fürst Land und Leute nimmt; wenn ein Priester die Lehre seiner Kirche ohne Überzeugung verkündet, aber die Güter seiner Pfründe mit Würde verzehrt; wenn ein dünkelvoller Lehrer die Ehren und Vorteile eines hohen Lehramtes innehat und genießt, ohne von der Höhe seiner Wissenschaft den mindesten Begriff zu haben und derselben auch nur den kleinsten Vorschub zu leisten; wenn ein Künstler ohne Tugend, mit leichtfertigem Tun und leerer Gaukelei sich in Mode bringt und Brot und Ruhm der wahren Arbeit vorwegstiehlt; oder wenn ein Schwindler, der einen großen Kaufmannsnamen geerbt oder erschlichen hat, durch seine Torheiten und Gewissenlosigkeiten Tausende um ihre Ersparnisse und Notpfennige bringt, so weinen alle diese nicht über sich, sondern erfreuen sich ihres Wohlseins und bleiben nicht einen Abend ohne aufheiternde Gesellschaft und gute Freunde.
Gottfried Keller, Kleider machen Leute (1856)

Man lässt alles in der Welt gehen, bis es schädlich wird; dann zürnt man und schlägt drein.
Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96), Buch 2, Kap. 4

Thrasymachos zu Sokrates:
Du musst dir aber, o einfältigster Sokrates, die Sache darauf ansehen, dass der Gerechte überall schlechter daran ist als der Ungerechte. Zuerst nämlich in allen Geschäften unter sich, worauf nur immer ein solcher mit einem solchen sich einlassen mag, wirst du niemals finden, wenn das Geschäft beendigt ist, dass der Gerechte mehr hat als der Ungerechte, sondern weniger; dann auch in denen mit der Stadt, wenn es irgend Beiträge gibt, so trägt von gleichem der Gerechte mehr bei, der andere aber weniger; und wenn Einnahmen, so gewinnt jener nichts, dieser aber viel. So auch, wenn sie beide ein Amt verwalten, so hat davon der Gerechte, wenn auch keinen anderen Schaden, doch den, dass seine eigenen Angelegenheiten durch Vernachlässigung schlechter stehen und dass er vom Staate gar keinen Vorteil zieht, weil er gerecht ist, und überdies noch, dass er sich bei seinen Verwandten und Bekannten verhasst macht, wenn er ihnen in nichts gefällig sein will gegen die Gerechtigkeit; dem Ungerechten aber widerfährt von alledem das Gegenteil. Ich meine nämlich den, welcher im Großen zu übervorteilen versteht. (...)
Denn Tempelräuber und Seelenverkäufer und Räuber und Betrüger und Diebe heißen, die einzeln eine von dergleichen Übeltaten begehen. Wenn aber einer außer dem Vermögen seiner Mitbürger auch noch sie selbst in seine Gewalt bringt und zu Knechten macht, der wird anstatt dieser schlechten Namen glückselig und preiswürdig genannt, nicht nur von seinen Mitbürgern, sondern auch von den andern, sobald sie nur hören, dass er die ganze Ungerechtigkeit begangen hat. Denn nicht aus Furcht, Ungerechtes zu tun, sondern es zu leiden, schmäht die Ungerechtigkeit, wer sie schmäht.
(Platon, Politeia, Buch I)